Der geheime Garten ist der Titel eines Kinder- und Jugendromans von Frances Hodgson Burnett, welcher 1911 zum ersten Mal veröffentlicht und seitdem bereits in zehn verschiedenen Ausführungen verfilmt wurde. Ein deutliches Zeichen dafür, dass es sich hierbei um eine gute Geschichte handelt, die es würdig ist, beachtet zu werden. Doch so gut das Buch auch sein mag, nicht alle Adaptionen können mit dem vorgegebenen Niveau mithalten.
Inhalt von „Der geheime Garten“ Filmkritik – Zwischen Schnulz und großen Gefühlen
Der geheime Garten ist der Titel eines Kinder- und Jugendromans von Frances Hodgson Burnett, welcher 1911 zum ersten Mal veröffentlicht und seitdem bereits in zehn verschiedenen Ausführungen verfilmt wurde. Ein deutliches Zeichen dafür, dass es sich hierbei um eine gute Geschichte handelt, die es würdig ist, beachtet zu werden. Doch so gut das Buch auch sein mag, nicht alle Adaptionen können mit dem vorgegebenen Niveau mithalten.
Der geheime Garten – Zur Handlung
Entgegen dem, was von manch einem Trailer zu Marc Mundens Film suggeriert wird, handelt es sich bei Der geheime Garten nicht um einen Fantasyfilm, sondern um ein teilweise recht amüsantes Familiendrama, das die Fantasie eines Kindes visuell mit in das Gezeigte einflechtet. Wer sich also eine Geschichte voller Feen, Magie und andere Fantastereien erhofft hat, wurde nun hoffentlich ernüchtert.
Die Handlung dreht sich um die 10-jährige Mary Lennox (Dixie Egerickx), die mit ihren Eltern im fernen Indien lebt und dort weitgehend auf sich allein gestellt ist. Nachdem Vater und Mutter überraschend das Zeitliche segnen, wird sie zu ihrem Onkel gebracht, Lord Archibald Craven (Colin Firth), der jedoch genauso wenig Zeit für das lebhafte aber schlimm verzogene Kind hat. Also beginnt Mary aus Mangel an Alternativen damit, das abgelegene Landgut ihres Verwandten zu erkunden.
Dabei macht sie zwei überraschende Entdeckungen. Zum einen lebt in dem Anwesen ein kränklicher Junge, der sich als ihr Cousin Colin (Edan Hayhurst) entpuppt. Dieser wurde ebenfalls nicht in die Kunst der guten Manieren unterrichtet und es fällt Mary entsprechend schwer, sich mit ihm anzufreunden. Zum anderen gibt es in den Yorkshire-Morren, versteckt hinter einer großen Mauer, einen geheimen, verwilderten Garten, dessen Geschichte Licht in das Geheimnis der Familie Craven bringen könnte.
Der geheime Garten – Eine Kritik
Wer sich selbst als Fan der Buchvorlage bezeichnet, sollte als aller Erstes gewarnt werden, dass sich die neue Verfilmung ein paar Freiheiten in der Geschichte erlaubt hat. Statt dem Original treu zu bleiben, wurden gewisse Details abgeändert, wahrscheinlich, damit die betroffenen Figuren sympathischer wirken und es dem geneigten Zuschauer leichter fällt, sich mit diesen zu identifizieren.
Die Umsetzung dieser Neuerungen bezeichne ich hier jedoch ganz direkt als Verschlimmbesserung, denn obwohl das gesetzte Ziel ein hehres sein mag, so nimmt es der Handlung doch wichtige Aspekte und führt mehr als nur eine Pointe ad absurdum. Der zusätzliche Versuch, der Figur des Archibald Craven mehr Screentime und damit Colin Firth mehr zu tun zu geben als in dem Werk ursprünglich vorgesehen, ist ebenfalls zweifelhaft.
Denn obwohl ich mich natürlich immer freue, Firth in Aktion zu sehen, wirkte er doch schon lange nicht mehr so unmotiviert und gelangweilt wie in Der geheime Garten. Seine Figur gibt nicht viel her, ihre Persönlichkeit entspricht der Tiefe einer Pfütze und ihre Wandlung am Ende ist eher zweckdienlich als clever. Das Spiel von Colin Firth mag dazu passen, dadurch wird es jedoch nicht angenehmer, ihm dabei zuzusehen.
Obgleich diese Kritikpunkte unter anderen Umständen wenig schlimm sein könnten, lasten sie in diesem Fall doch schwer und ziehen das gesamte Niveau des Films deutlich nach unten. Aus einer durchaus interessanten Geschichte, die ihre Daseinsberechtigung durchgehend aufrecht erhalten kann, wird ein Werk, dass sich beiläufig und ohne große Aufmerksamkeit konsumieren lässt, nur um dann in der Vergessenheit zu entschwinden.
Der geheime Garten – Trotzdem sehenswert
Aber nicht alles an dem Werk von Regisseur Marc Munden („National Treasure“, „Manche Hunde beißen“, „Utopia“) lässt Platz für negative Kritik, denn auch wenn ich bis jetzt ziemlich hart mit dem Film ins Gericht gezogen bin, so verfügt er doch trotzdem über Aspekte, die ihn für solche, die dem Genre und der Grundprämisse zugeneigt sind, interessant machen können.
Am beeindruckendsten dürfte sein, wie gut es den Effektkünstlern und dem Regisseur in Der geheime Garten gelungen ist, die Fantasie der Mary mit der Welt, in welcher sie nun leben muss, verschmelzen zu lassen. Zwar lässt das Niveau des CGI hin und wieder zu wünschen übrig und manch eine Szene drückt sich dem Zuschauer deutlich zu hart und zu gewollt auf, doch unterm Strich ist Mundens Film schön anzusehen und schafft es nicht selten, ein Lächeln auf die Lippen der Zuschauer zu zaubern.
Einer der wichtigsten Propunkte, die für den Besuch im Kino sprechen, ist die Leichtigkeit, mit der es den Schöpfern dieses Werks gelungen ist, den Zuschauer dazu einzuladen, die Vorstellungskraft der Protagonistin von der Realität zu lösen und diese richtig zu interpretieren. Und dennoch ist es ebenfalls möglich, dies einfach nicht zu tun und die Handlung stattdessen ungefiltert wirken zu lassen.
Hinzu kommt, dass es Der geheime Garten in höchst angenehmer Weise geschafft hat, einen Kampf der Gefühle zu präsentieren, der nicht nur empathische Menschen erreichen kann. Ein Wettringen zwischen der Trauer von Erwachsenen, die großen Verlust erlebt haben, und der Lebensfreude von Kindern. Denn gerade Letztere verlieren viele auf dem Weg zum Erwachsenwerden viel zu schnell und dann braucht es mehr als nur den richtigen Stupser, seinen Weg wiederzufinden.
Das Schauspiel der Kinder ist entsprechend ihres Alters hervorragend und es fällt leicht, sich darauf einzulassen, die Welt und ihre Wunder zusammen mit Dixie Egerickx zu erkunden. Die erwachsenen Darsteller können sich von der Mühe, die sich die Kids vor der Kamera sichtlich geben, gerne eine gehörige Scheibe abschneiden, denn deren Leistung kann damit nur selten, eigentlich fast nie, mithalten.
Fazit
Diese Verfilmung von Frances Hodgson Burnetts Buch versucht einiges anders zu machen und einen neuen Blick auf die Handlung zu erlauben, doch sind es gerade diese Änderungen, die dem Film nicht wirklich gut getan haben. Stattdessen hätte der Fokus vielleicht lieber mehr auf Mary und ihrer Art liegen sollen, wie sie die Welt erkundet und interpretiert.
Nichtsdestoweniger ist Der geheime Garten ein gefühlvoller und schön anzusehender Film, der jedoch an mehr als nur einer Stelle schwächelt. Ein Werk für Liebhaber, romantische Träumer und Genreenthusiasten, doch nur bedingt geeignet für Fans der Buchvorlage und solche unter euch, die eine klare Aussage und ein entsprechend aussagekräftiges Ende von einem Film erwarten.
Bewertung: 3/5***
Filmkritik von Heiner “Gumpi” Gumprecht, 08.09.2020