„Rambo 5: Last Blood“ Filmkritik — Kein verdientes Ende

Er hat gegen das Vergessen der Veteranen gekämpft, gegen die Angstgegner seiner Zeit, gegen sinkende Einnahmen an den Kinokassen und gegen was auch immer gerade vom gemeinen Kinogänger gehasst wurde. Und die meiste Zeit über hat er fiesen Kerlen übermäßig brutal den Allerwertesten aufgerissen. Nun ist er zurück, ein letztes Mal, um sich zu verabschieden und blutig in Erinnerung zu bleiben.

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Er hat gegen das Vergessen der Veteranen gekämpft, gegen die Angstgegner seiner Zeit, gegen sinkende Einnahmen an den Kinokassen und gegen was auch immer gerade vom gemeinen Kinogänger gehasst wurde. Und die meiste Zeit über hat er fiesen Kerlen übermäßig brutal den Allerwertesten aufgerissen. Nun ist er zurück, ein letztes Mal, um sich zu verabschieden und blutig in Erinnerung zu bleiben.

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Rambo 5: Last Blood“ kommt am 19. September 2019 in die deutschen Kinos und schickt ein letztes Mal Hollywoods Action-Urgestein Sylvester Stallone in seiner ikonischen Rolle als John Rambo in die Schlacht. Regie übernimmt dabei Adrian Grunberg, der zuvor vor allen Dingen als Regieassistent bei „Apocalypto“ und „Wall Street: Geld schläft nicht“ positiv aufgefallen ist.

Keine Rente

Der Film, den ich nur bedingt als Actionfilm bezeichnen würde, beginnt dort, wo Teil 4 aufgehört hat, nur einige Jahre später: auf der Farm von Rambos verstorbenen Vater. Hier hat er sich über Jahre um seine Pferde gekümmert und war der Enkelin seiner Haushälterin, Gabriella (Yvette Monreal), eine liebende Vaterfigur. Nun, kurz bevor diese mit dem Studium beginnt, möchte sie noch ihren richtigen Vater treffen und von ihm erfahren, warum er seine Familie im Stich gelassen hat.

Sowohl Rambo als auch Oma Maria (Adriana Barraza) sind dagegen, warnen das Mädchen vor den Gefahren der Welt, dem schwarzen Herzen ihres Vaters und vor allen Dingen davor, allein nach Mexiko zu fahren, wo sich der Erzeuger aufhalten soll. Teenager sind aber eben keine Teenager, wenn sie auf ihre Elternfiguren hören würden und so macht sie sich heimlich doch auf den Weg.

Wie immer in solchen Filmen kommt es natürlich erstens anders und zweitens als gedacht. Von ihrer ehemaligen Freundin verraten gerät die junge Frau in die Fänge von Menschenhändlern. Als John Rambo erfährt, dass das Mädchen in Schwierigkeiten steckt, macht er sich sofort auf den Weg über die Grenze, fest entschlossen, Gabriella zu befreien. Egal von wo und egal zu welchem Preis.

Knapp gehalten

Wie schon angeschnitten solltet ihr nicht mit der Erwartung ins Kino gehen, einen Actionfilm zu sehen zu bekommen. „Rambo 5: Last Blood“ hat zwar eine kurze Gewaltspitze im Mittelteil und eine enorme Ansammlung an Gräueltaten im Finale, ist über weite Strecken jedoch eher ein Drama. Es geht um die Beziehung zwischen Rambo und Gabriella, darum wie der gealterte Veteran in der heutigen Zeit klarkommt und vor allen Dingen darum, wie sehr wir uns nach Helden sehnen.

Dabei stellt sich der Film von Adrian Grunberg teilweise recht gut an und schafft es immer wieder, die richtige Stimmung einzufangen, oder besser gesagt Atmosphäre aufzubauen. Außerdem ist das Schauspiel von Sylvester Stallone untermalend für das, was wir zu sehen bekommen, während er selbst, dank guter Lesbarkeit und Ausarbeitung im Drehbuch, dem Zuschauer eine Sympathiefigur bietet.

Im Großen und Ganzen bleibt es aber auch bei dieser einen gut ausgearbeiteten Figur. Alle anderen – Gabriella, die bösen Martinez-Brüder oder auch die Journalistin Carmen Delgado (Paz Vega) – bleiben durchgehend zweidimensional. Interessante Ansätze sind da, doch nimmt sich der Film nicht genügend Zeit, den Charakteren Raum und Zeit zum Entfalten zu geben.

Im starken Kontrast dazu steht die ruhige, fast schon melancholische Art, mit welcher die Geschichte über weite Strecken erzählt wird. Kombiniert sorgen diese beiden Herangehensweisen dafür, dass immer wieder unnötige Leerläufe entstehen, der Zuschauer jedoch gleichzeitig nicht genügend Informationen bekommt, um das Gezeigte zum einen nachvollziehen zu können und zum anderen sich dafür zu interessieren.

Einzig solche unter uns, die einen sehr ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit haben und sich ab und zu einen Selbstjustizler wie John Rambo wünschen, da ihnen die Realität selbst unfair und kalt erscheint, werden mit einer Handvoll äußerst befriedigenden Szenen belohnt. Dabei stellt sich weniger die Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben, dass man sich nach solch einem Charakter sehnt, als vielmehr der Wunsch, das bösen Leuten manchmal Böses wiederfährt.

Rambo5

Zu viel von zu wenig

Alle anderen werden nur schwerlich auf ihre Kosten kommen. Zwar ist „Rambo 5: Last Blood“ konsequent, brutal ehrlich und verstörend unangenehm. Doch gleichzeitig zu lang für die paar Ereignisse, zu kurz für das, was er alles sagen möchte und vor allen Dingen zu gehetzt in seinem Ablauf. Wäre der Film entweder durchgehend auf Krawall ausgerichtet oder würde sich nur auf das Drama konzentrieren, wäre er vielleicht deutlich erträglicher, so erlebt man irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes.

Kein Ansatz ist zum Ende mehr als angerissen worden, hinter keine Fassade wurde wirklich geblickt und irgendwie wird keiner der Handlungsstränge zum Finale befriedigend abgehandelt. Die dramatischen Momente wirken stellenweise arg an den Haaren herbeigezogen, während die wenigen Actionszenen so over the top sind, dass, je nach Persönlichkeit, ein Lachanfall genauso angebracht scheint wie verstörtes Weggucken.

Mit seinen knapp 100 Minuten hat Grunbergs Film nicht genügend Zeit die Art von Drama zu sein, die der Regisseur im Hinterkopf gehabt haben dürfte. Gleichsam ist er mit dieser Spiellänge zu lang, um als Actionfilm zu funktionieren, da außer dem Finale eigentlich nicht viel passiert, was eine solche Bezeichnung rechtfertigen würde. Was bleibt ist die Frage, an welche Zielgruppe sich der Streifen richtet, denn so wirklich zufrieden dürfte damit keine Partei sein.

Hinzu kommt, dass „Rambo V“ eine Sache mit wehenden Fahnen vergeigt hat, die eigentlich hätte sitzen sollen. Denn gerade für den Abschluss einer solch legendären Filmreihe hätte man vielleicht schon erwarten dürfen, nein, vielleicht sogar müssen, dass sich die Macher im Finale etwas mehr Zeit und Mühe geben. Doch stattdessen wird auch das Ende zu schnell abgegessen und ist dabei eher unnötig verwirrend als konsequent.

Fazit

Für ein Drama nimmt sich „Rambo 5: Last Blood“ zu wenig Zeit, die Figuren sind nicht genügend ausgearbeitet und die Wendungen in der Geschichte wirken zu sehr gewollt und nicht natürlich entstanden. Und für einen Actionfilm gibt es in dem Werk von Adrian Grundberg schlichtweg zu wenig Action. Die zehn Minuten zum Ende sind eher ein starker Kontrast zum Rest, als eine funktionierende Grundidee. So bleibt das Finale der Rambo-Reihe unter seinen Erwartungen und auch seinen Möglichkeiten zurück.

Trotzdem hat der Film in beiden Bereichen die richtigen Ansätze und grundsätzlich das Herz am rechten Fleck. Die Atmosphäre stimmt, Sylvester Stallones Schauspiel ist bemerkenswert stark und die Geschichte hat genügend eigene Ideen, um sich deutlich von den Vorgängern abzusetzen.

Bewertung: 3/5***

Filmkritik von Heiner “Gumpi” Gumprecht, 19.09.2019