“Long Shot – Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich” – Filmkritik

Mit “Long Shot” kommt am 20. Juni eine Liebeskomödie in die Kinos, die stark an vergleichbare Werke aus den 1990er Jahren erinnert und im Grunde genau das ist. Mit nur einer klitzekleinen Ausnahme: Hierbei handelt es sich um einen Film mit Seth Rogen (“Superbad”, “Ananas Express”). Dessen Humor polarisiert schließlich immer wieder und ist definitiv nicht jedermanns Geschmack. Und auch wenn er sich im neuen Streifen von Jonathan Levine (“Warm Bodies”, “50/50 – Freunde fürs (Über)leben”) durchaus zurückhält, so durchbrechen Fragmente seiner typischen Art doch regelmäßig die Oberfläche.

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Mit “Long Shot” kommt am 20. Juni eine Liebeskomödie in die Kinos, die stark an vergleichbare Werke aus den 1990er Jahren erinnert und im Grunde genau das ist. Mit nur einer klitzekleinen Ausnahme: Hierbei handelt es sich um einen Film mit Seth Rogen (“Superbad”, “Ananas Express”). Dessen Humor polarisiert schließlich immer wieder und ist definitiv nicht jedermanns Geschmack. Und auch wenn er sich im neuen Streifen von Jonathan Levine (“Warm Bodies”, “50/50 – Freunde fürs (Über)leben”) durchaus zurückhält, so durchbrechen Fragmente seiner typischen Art doch regelmäßig die Oberfläche.

LongShot

Äußerst unwahrscheinlich?

Der Journalist Fred Flarsky (Seth Rogen) hat gerade erst den Job verloren, da begegnet er durch bloßen Zufall seiner einstigen Jugendliebe, Charlotte Field (Charlize Theron). Im Gegensatz zu ihm ist Charlotte kein Niemand, sondern die Außenministerin der Vereinigten Staaten von Amerika und damit in einer ganz anderen Liga als der leicht schmuddelig wirkende Weltverbesserer.

Doch die Powerfrau, welche für das Amt des Präsidenten antreten möchte, hat ein Problem. Die Bevölkerung hält sie einfach nicht für humorvoll genug. Da kommt Fred für sie gerade im richtigen Moment, ist dieser schließlich nicht nur ein intelligenter sowie talentierter Schreiberling, sondern zusätzlich einer mit einem einzigartigen Humor. Lange Rede, kurzer Sinn, Charlotte macht Flarsky zu ihrem neuen Redenschreiber.

Fortan verbringen die beiden eine Menge Zeit zusammen und Fred realisiert, dass er noch immer starke Gefühle für seine ehemalige Babysitterin empfindet. Da die zwei jedoch grundverschieden sind und in völlig unterschiedlichen Welten leben, können seine Hoffnungen auf eine Beziehung nur wie Seifenblasen zerplatzen … Oder etwa doch nicht?

Humor & Gefühl

Wer dem Klamauk von Seth Rogen ähnlich skeptisch gegenübersteht wie ich das tue, mag von meinen Worten überrascht werden, nichtsdestoweniger ist “Long Shot” eine wirklich gelungene, humor- und gleichsam gefühlvolle Geschichte, bei deren Konzeption sich sichtbar Mühe gegeben wurde. Versteht mich nicht falsch. Es gibt durchaus alberne Szenen und Stellen, die quasi den Namen Rogen als Banner vor sich her tragen, doch halten sich diese im Rahmen.

Protagonist Fred ist schließlich genau die Art Person, wie wir uns den dazugehörigen Schauspieler privat vorstellen. Derber Humor, das Herz am rechten Fleck und stets von einer leichten Brise des Pechs verfolgt, die sich gerne mal in einen Sturm verwandelt. Dadurch sorgt Seth Rogen mit seiner dazu passenden Performance nicht nur dafür, dass eine bereits altbekannte Liebesgeschichte wie in “Long Shot” angenehm aufgelockert wird, er gibt auch dem ewig grummeligen, klischeehaft männlichen Partner, einen guten Grund, seiner besseren Hälfte ins Kino zu folgen, ohne sich dort über zwei Stunden langweilen zu müssen.

Charlize Theron (“Mad Max: Fury Road”, “Im Auftrag des Teufels”) funktioniert als Gegenpart wunderbar und sie verkörpert diese Rolle so gut und aufrichtig, dass es beinahe unmöglich ist, sie nicht zu mögen. Das liegt in erster Linie daran, dass sie, genau wie Partner Fred, menschlicher ist, als viele andere Charaktere in vergleichbaren Werken. So wie in der Brust des dödeligen Journalisten ein Herz aus Gold schlägt, so ist sie hinter ihrer Fassade als Powerfrau vor allen Dingen ein lachender und liebender Mensch.

Das es Regisseur und Schauspielern gelungen ist, diese Aussagen nebenbei, ohne den Fokus auf nervtötende Art darauf gerichtet zu lassen, perfekt zu treffen, macht “Long Shot” bereits zu einer angenehmen Erfahrung. Hinzu kommt eine Geschichte, die zwar äußerst weit hergeholt scheint, doch in jeder Minute Menschlichkeit und damit die Chance des Nachvollziehens mit sich bringt. Levines Film, so albern er teilweise auch ist, bleibt in gewissen Rahmen bodenständig, was empathische Gefühle für das Gesehene stark vereinfacht.

Mann & Frau

Zusätzlich ist es den Machern des Werks gelungen, die Rollen in der Geschichte neu zu verteilen, ohne es so aussehen zu lassen, als sei dies auf Gedeih und Verderb passiert. Hier ist es kein Mann, der den Part der Respektsperson einnimmt und das dicke Sparkonto mitbringt und es ist entsprechend nicht die Frau, die schmachtend am Seitenrand steht und damit leben muss, dass der Angehimmelte wenig Zeit für sie hat. Wo man meinen könnte, dies sei nur geschehen, um den modernen Ansichten nachzugeben, liegt ein Irrtum vor.

Die Geschichte fühlt sich in dieser Rollenverteilung nämlich absolut natürlich an und beide Akteure bieten ihren Part so glaubwürdig und mit sichtlicher Freude am Schauspielen dar, dass es mir zu keiner Minute in den Sinn gekommen ist, dass die Besetzung lediglich als Fanservice zu bezeichnen wäre. Gendernormen zu durchbrechen und gleichzeitig authentisch wie realitätsnah zu bleiben ist schwieriger als viele vielleicht denken, doch hier ist es gelungen.

Süß & sauer

Trotz all dieser Lobsingereien muss ich aber auch einige Abstriche in der B-Note geltend machen. Nicht alles an und in “Long Shot” ist gut umgesetzt worden, selbst wenn es viele als Motzen auf hohem Niveau bezeichnen würden. Obwohl dem Werk zwei Stunden Laufzeit zur Verfügung stehen, gibt es immer wieder Parts, die gehetzt wirken und damit schwer nachvollziehbar sind. Es wirkt oftmals so, als hätte der Film noch länger gehen sollen, doch irgendwem im Management ist eingefallen, dass eine dreistündige Liebeskomödie etwas zu weit geht.

Hinzu kommen ein/zwei typische Seth-Rogen-Einlagen, die schwerlich zum Rest des Films passen und unangenehm aus der Reihe tanzen. Das mag definitiv eine Sache des eigenen Humors sein, daher muss wohl jeder für sich selbst entscheiden, ob dieser Klamauk in Ordnung geht oder nicht. Doch im Vergleich zu dem generell eingeschlagenen Weg und angeschlagenen Ton ist Rogens charakteristische Albernheit etwas fehl am Platz.

Fazit

Eine Liebeskomödie wie in der guten, alten Zeit der späten 1980er und frühen 1990er Jahre. Das Herz am rechten Fleck, mit weitgehend passendem Humor und Schauspielern, die sichtlich Freude an ihrer Arbeit haben und es schaffen, das Publikum für sich zu begeistern, während man mit den Liebenden mitfiebert, leidet und schmachtet. Lediglich einige wenige Einlagen von Herrn Rogen durchbrechen diese positive Darstellung und ziehen das gesamte Werk nach unten. Nicht schlimm, aber auch irgendwie unnötig.

Bewertung: 4/5****

Filmkritik von Heiner “Gumpi” Gumprecht, 03.06.2019