“Alita: Battle Angel” Filmkritik – Vom Manga zum Film

“Battle Angel Alita” ist eine Mangareihe des japanischen Comiczeichners Yukito Kishiro. Die überaus erfolgreiche Geschichte spielt in einer dystopischen Zukunft, in welcher fast jeder Mensch teilweise – und manchmal sogar komplett – durch mechanische Verbesserungen modifiziert wurde. Das Genre ist Science-Fiction/Cyberpunk, die Grundnote düster, die visuelle Darstellung stellenweise äußerst brutal und blutig.

Inhalt von “Alita: Battle Angel” Filmkritik – Vom Manga zum Film

“Battle Angel Alita” ist eine Mangareihe des japanischen Comiczeichners Yukito Kishiro. Die überaus erfolgreiche Geschichte spielt in einer dystopischen Zukunft, in welcher fast jeder Mensch teilweise – und manchmal sogar komplett – durch mechanische Verbesserungen modifiziert wurde. Das Genre ist Science-Fiction/Cyberpunk, die Grundnote düster, die visuelle Darstellung stellenweise äußerst brutal und blutig.

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Zur Überraschung vieler außerdem ein Herzensprojekt des kanadischen Regisseurs James Cameron (“Titanic”, “Terminator”, “True Lies”), welcher den dazugehörigen Realfilm letztendlich auch produziert hat.

Die grundlegende Geschichte hält sich dabei größtenteils an die japanische Vorlage der ersten Bände, was bedeutet, dass wir dem Mechaniker Dr. Dyson Ido (Christoph Waltz) folgen. Dieser findet eines Tages auf dem Schrottplatz, wo er regelmäßig nach Ersatzteilen sucht, einen intakten Cyborg-Kopf. Er baut dem Robotermädchen einen neuen Körper und nennt sie Alita, nach seiner verstorbenen Tochter.

Doch die schüchtern wirkende Alita, gespielt von Rosa Salazar (“Big Mouth”, “Maze Runner”, “Die Bestimmung – Insurgent”), ist komplett anders als Idos Kind es war. Trotz verlorener Erinnerungen ist sie willensstark, überaus fähig im Nahkampf und anscheinend nicht von dieser Welt. Entsprechend dauert es nicht lange, da möchte Alita sich von ihrem neuen Ziehvater loslösen und herausfinden, wer sie wirklich ist, beziehungsweise in der Vergangenheit war. Eine Frage, die sich auch der Industrielle/Gangster Vector (Mahershala Ali) stellt, dem das Mädchen immer wieder in die Quere kommt …

Manga > Realfilm

Die Mangavorlage erzählt eine recht komplexe Geschichte, mit vielen interessanten Figuren, überraschenden Wendungen und einem – für 19 Bände nicht ungewöhnlich – anfangs langsamen Erzählstil. Trotzdem passiert in den ersten Büchern mehr als genug, um einen zweistündigen Film komplett füllen zu können, ohne Leerläufe und Spannungseinbrüche befürchten zu müssen.

Nichtsdestoweniger hat man sich dafür entschieden, so einiges abzuändern und manch einen Part vorwegzunehmen. Per se nicht schlimm, solange die Änderungen Sinn ergeben und die Vorwegnahme entsprechender Details nicht Verwirrung stiftet. Warum sollte ich jedoch eine so lange Rede tippern, wenn nicht genau das der Fall wäre?

Statt eine in sich stimmige Erzählung so zu belassen, wie sie war und wie sie es schließlich geschafft hat, eine große Fangemeinde um sich herum zu versammeln, waren Cameron und sein Team aus Drehbuchautoren wohl der Meinung, dass sie es besser können. Doch lasst mich euch eines verraten: Konnten sie nicht.

Das beinahe komplette Fehlen des ursprünglichen Antagonisten, das Hervorheben eines anderen, weit weniger interessanten Bösewichts und der Wegfall einiger äußerst relevanter Details, zusammen mit vielen anderen, kleineren Abänderungen, hat dazu geführt, dass aus einem gut durchdachten, komplexen Werk, etwas wurde, das geradeso an dem Niveau der 1.001 Jugendbuchverfilmungen vorbeischrammt, welche in den letzten Jahren die Kinos dieser Welt überflutet haben.

“Übermäßige Anpassung an die Umstände führt zum Verdorren eigenen Potenzials, bedeutet eine Sackgasse für die Weiterentwicklung und ist Nährboden für das Banale.”.

Ironischerweise stammt dieses Zitat von Desty Nova, genau dem Bösewicht, der in Camerons Version auf die Ersatzbank geschickt wurde und dort – statt Alita persönlich das Leben zur Hölle zu machen – als Strippenzieher im Schatten fungiert. Seine Aussage passt wie die Faust aufs Auge, denn exakt das ist unter der Regie von Robert Rodriguez (“Sin City”, “From Dusk Till Dawn”, “Grindhouse”) passiert: Viele Anpassungen, um gleichsam möglichst viele Zuschauer ins Kino zu locken.

Alita: Battle Angel” geht übermäßig oft Kompromisse ein, biedert sich dem gemeinen Kinogänger im Dauertakt an und ignoriert einige wichtige, tragende Säulen des Originalplots, um im Austausch interessanter und vielleicht sogar leichter verständlich zu wirken. Keine Tiefe bedeutet manchmal auch keine Fragen.

Das mag ja im Grunde nicht weiter tragisch sein, kann und darf eine gezeichnete Vorlage schließlich nicht 1 zu 1 übernommen werden, wenn sie als Kinofilm funktionieren möchte. Doch in diesem Fall sind die Änderungen von unnötiger Natur. Schlimmer noch, sie machen den eigentlich spannenden sowie umfangreichen Plot langweilig und vorhersehbar.

Mindere Bösewichte sind austauschbar und zweidimensional. Die Entwicklung von Alita wirkt stark übereilt, teilweise sogar unlogisch. Relevante Details gingen verloren, um statt ihrer etwas mehr Action und/oder Romantik einzubauen. Letztere hatte im Manga noch eine wichtige Funktion, welche im Film weitgehend auf Klischees reduziert wird.

All dies macht “Alita: Battle Angel” in Sachen Plot und Erzählstil zu einem durchschnittlichen Werk, ohne nennenswerte Höhen. Teilweise ein wenig zu kitschig, in anderen Momenten nur schwer verständlich, sofern das Hintergrundwissen aus dem Original fehlt.

AlitaBattleAngel

Abseits davon …

Sollte es euch jedoch sowieso egal sein, was der Film eigentlich für eine Geschichte erzählen möchte und wie gut er sich dabei anstellt, dann seid ihr hier genau richtig. Camerons Version ist groß, optisch beeindruckend und in diesem Sinne auch absolut stimmig. Dies macht den größten Reiz an diesem Werk aus, sieht es schließlich fantastisch aus und das in einem Setting, welches noch nicht viel Konkurrenz unter modernen Kinofilmen besitzt.

Visuell funktioniert “Alita: Battle Angel” einwandfrei, die Kampfszenen sind mitreißend, die Arbeit der Schauspieler durchgehend auf gehobenem Niveau. Die großen Augen der Protagonistin, welche bereits nach Veröffentlichung des ersten Trailers für Unzufriedenheit bei manch einem Fan gesorgt haben, werden, ohne es dem Zuschauer ins Gesicht zu klatschen, erklärt und fallen nach wenigen Filmminuten gar nicht weiter auf.

Fazit

Im Vergleich zur Mangavorlage wurden einige Änderungen vorgenommen, die dem Film nicht unbedingt gut getan haben. Statt sich, wie die Welt und ihre Bewohner, von der breiten Masse an Sci-Fi-Produktionen abzuheben, kopiert „Alita: Battle Angel“ das Vorgehen manch einer Konkurrenz-Produktion und biedert sich deren Zielgruppe an … mit ähnlichem Plot, Wendungen und romantischem Nonsens. Visuell und schauspielerisch beeindruckend, inhaltlich höchstens Durchschnitt.

PS: Wer sich davon hat locken lassen, dass Alitas großer Widersacher, Desty Nova, in diesem Werk einen Auftritt hat, darf die Freude direkt wieder herunterschlucken. Der gewissenlose Forscher hat lediglich ein paar wenige Zeilen zu sagen und kommt visuell nur ganz zum Schluss, für einige Sekunden vor. Sein Ersatzmann kann diese Lücke leider nicht füllen. Dessen Komplexität beschränkt sich auf die Tatsache, dass er ein niederträchtiger Geschäftsmann ist. Und davon gibt es in Film, Fernsehen und der Realität schon mehr als genug.

Bewertung: 3/5***

Filmkritik von Heiner “Gumpi” Gumprecht, 06.02.2019