Filmkritik zu The Drop

In „The Drop“ wird die Latte schon hochgelegt. Zumindest für diejenigen, die entweder „Die Sopranos“ sahen, Tom Hardy als Darsteller schon länger folgen, James Gandolfini vermissen und/oder „Bullhead“, das Erstlingswerk von Regisseur Michaël Roskam, gesehen haben. Als wäre das nicht schon eine ganze Menge, das Drehbuch stammt von Dennis Lehane. Dieser Name wird nun sicherlich nicht bei jedem Filmfan die Alarmglocken schrillen lassen, aber aus der Feder von Lehane stammen die Vorlagen für „hard boiled“ Filme wie „Mystic River“, „Shutter Island“ und „Gone Baby gone — Kein Kinderspiel“. Bei „The Drop“ waren also Leute am Werk, die Ahnung haben sollten von dem, was sie abliefern.

Inhalt von Filmkritik zu The Drop

In „The Drop“ wird die Latte schon hochgelegt. Zumindest für diejenigen, die entweder „Die Sopranos“ sahen, Tom Hardy als Darsteller schon länger folgen, James Gandolfini vermissen und/oder „Bullhead“, das Erstlingswerk von Regisseur Michaël Roskam, gesehen haben. Als wäre das nicht schon eine ganze Menge, das Drehbuch stammt von Dennis Lehane. Dieser Name wird nun sicherlich nicht bei jedem Filmfan die Alarmglocken schrillen lassen, aber aus der Feder von Lehane stammen die Vorlagen für „hard boiled“ Filme wie „Mystic River“, „Shutter Island“ und „Gone Baby gone — Kein Kinderspiel“. Bei „The Drop“ waren also Leute am Werk, die Ahnung haben sollten von dem, was sie abliefern.

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Belgien-Importe und Hochkaräter

Michaël Roskam arbeitete für „The Drop“ erstmalig mit einer us-amerikanischen Crew an einem Streifen für Hollywood. Sein erstes, abendfüllendes Werk war 2012 nur in einigen, wenigen ausgewählten Kinos hierzulande zu sehen. Aber der Film des Belgier „Bullhead“ (Rundskop) war 2012 für einen Oskar nominiert — in der Kategorie „Bester Ausländischer Film“ – und verlor schlussendlich gegen den genialen, iranischen Beitrag „Nader und Simin – eine Trennung“. Variety Magazin benannte Roskam als einen von zehn Regisseuren, die man im Blick halten sollte und von denen noch großes zu erwarten wäre. Wie für einen ausländischen Regisseur so üblich, brachte Roskam auch einen Darsteller mit zu „The Drop“, seinen belgischen Landsmann Matthias Schoenaerts. Der Belgier ist manchem vielleicht noch aus „Der Geschmack von Rost und Knochen“ bekannt und hatte in „Bullhead“ die männliche Hauptrolle inne. Matthias Schoenaerts ist ein hervorragender Darsteller, von dem wir noch hoffentlich einiges sehen werden, allerdings war er für seine Rolle in „The Drop“ irgendwie nicht die ideale Besetzung.

Aber Schoenaerts ist ja nun nicht alleine im Film. Die wichtigsten Plätze werden von dem verstorbenen James Gandolfini (Die Sopranos) , dem noch immer völlig unterbewerteten Tom Hardy (Inception, The Dark Knight Rises, Bronson, No Turning Back) und Noomi Rapace (Prometheus und der schwedischen Originalverfilmung von Verblendung) besetzt und um die von ihnen gespielten Charaktere entspinnt sich schnell eine vorwärtsgerichtete, an einigen Stellen sehr fesselnden, aber zumindest immer grundsolide Geschichte um…nun eine ganze Menge. Es dreht sich um Überfälle, verstimmte Tschetschenen, Täuschungen, Serienmörder und irgendwie immer um Menschen, die in ihrem mühseligen Dasein plötzlich traumatisierenden Moment ausgesetzt sind, die sie allerdings irgendwie selber in Kauf genommen haben. Roskam macht seinen Job gut, schafft es aber nicht an allen Baustellen in diesem Filme saubere Arbeit abzuliefern. Leider kommen manche Handlungsstränge zu kurz und nicht immer nimmt er es mit der Logik so genau. Allerdings geschieht dies wenn dann zum Zweck der Erzählung und der Bilder, kann also verziehen werden.

Die (gute), alte Zeit

Das Bild, das Maler und Regisseur Michaël Roskam und Autor Lehane zeichnen, ist deutlich von Lehanes eigener Wahrnehmung von New York und Brooklyn beeinflusst und spiegelt nicht unbedingt das heutige Brooklyn wieder sondern zeichnet ein Bild aus dunkleren Tagen, die auf weniger dunklere folgten. Von Gentrifizierung, omnipräsenten Cupcake-Ständen und anderen Plätze für die Aufnahme von organischer Nahrung jedenfalls ist in „The Drop“ nichts zu sehen. Viel schmeckt nach 80er und frühen 90ern. In diesem Brooklyn sind Männer noch Männer, ein Wort ist ein Wort und keiner legt ungestraft Hand an deine Bar. Es ist ein Bild, dass ein wenig sentimental rüber kommt. Natürlich ist in „The Drop“ deswegen nicht alles gut. Ganz im Gegenteil. Verbrechen und raue Typen ist man gewöhnt, aber alles war besser als Marv (James Gandolfini) noch was zu sagen hatte. „Ich wurde respektiert. Ich wurde gefürchtet. Das hat was bedeutet.“ In diesen Momenten muss man einfach an Tony Soprano denken. Einen Tony Soprano,der sich aufs Altenteil zurückgezogen hat und sich irgendwann mit dem Umständen arrangieren musste. Was ihm sicherlich nicht gefallen würde. Aber wenn die eine Bande geht, kommen eben neue Gangster um das Vakuum auszufüllen. In Bobs Viertel sind es nun die Tschetschenen, die in der Halbwelt das Sagen haben. Brooklyn ist in „The Drop“ heruntergekommen, voller unordentlicher Häuser und Wohnung, angefüllt mit wertlosem Nippes. In Kombination mit der sich in „The Drop“ aufbauenden Spannung erwartet man an jeder Ecke Ärger. Oder Schlimmeres. Nur zwischendrin blitzt mal kurz die Gegenwart auf, wenn es um Einsparungen im Polizeiapparat geht, ansonsten könnten es eher die Tage von Kojak und Co als die heutigen sein.

Charaktere mit der nötigen Tiefe um zu fesseln

Auf schauspielerischer Seite ist insbesondere Tom Hardy eines der Highlights. Tom Hardy spielt Bob Saginowski, einen unscheinbaren, stillen Typen, der immer im richtigen Augenblick wegguckt, sich Sprüche von Marv gefallen lässt und zunächst etwas einfach gestrickt zu sein scheint. Über den Verlauf des Films aber schält sich Schale um Schale ab und es kommt immer eine neue Facette zu Tage. Tom Hardy bei der Arbeit zu sehen macht wirklich Spaß, in „The Drop“ arbeitet er auf höchster Stufe und zeigt das er eigentlich die selbe Aufmerksamkeit verdienen sollte wie andere UK-Importe, namentlich Benedict Cumberbatch und Michael Fassbender. Tragischerweise aber bedeutet das naive aber kurz vor der Explosion stehende Spiel von Tom Hardy den Todesstoß für einen Teil des Dramas im Film. Während der Charakter Bob für den Thrillerteil wirklich geeignet ist, nimmt man ihm seine romantische Seite einfach nicht so recht ab. Er und Nadia (Noomi Rapace) sind zwei im Grunde unschuldige Seelen, die den Widrigkeiten irgendwie zunächst schutzlos ausgeliefert sind, aber gerade diese Naivität bei Bob macht es schwer zu beurteilen, ob irgendwas wirklich tief zu ihm durchdringt. Aber wenn „The Drop“ der erste Schritt dahin ist, das Tom Hardy endlich seine schauspielerische Mitte findet, dann könnte „Mad Max: Fury Road“ der nächste Schritt zu wahrer Größe werden. Hoffentlich.

Viel Energie zu den spannenden Passagen des Films tragen die Gegenspieler von Cousin Marv und Bob. Diese kommen gegensätzlicher daher, wie es kaum sein könnte. Zum einen sind das Detective Torres, gespielt von John Ortiz (Fast & Furious 6, Silver Linings), zum anderen Eric Deeds, gespielt von Belgien-Import Matthias Schoenaerts. Detective Torres scheint in einer fast colombohaften Manier immer den Schalk im Nachen sitzen zu haben. Ortiz verleiht seinem Charakter einen sehr unschuldigen Zug, der stets fast kindliches Amüsement ins Gesicht geschrieben hat. Eric Deeds wiederum ist ein wirklich unangenehmer Charakter mit der Eigenschaft unerwartet in fremden Wohnungen aufzutauchen, nur um die Aufmerksamkeit der eigentlichen Bewohner auf sich zu lenken. Matthias Schoenaerts schafft es zwar diesen offensichtlichen Psychopathen völlig unberechenbar zu spielen, ein wenig wie Joker im Trainingsanzug, unberechenbar bedeutet schlussendlich aber nicht 100 Prozent überzeugend.

Fazit

„The Drop“ ist ein solider, in vielen Momenten fesselnder Thriller. Wer Tom Hardy mag, sollte reingehen. Wer Tony Soprano und James Gandolfini mag, sollte ebenfalls reingehen. Wer mit „Mystic River“ und „Gone Baby gone“ zufrieden war sowieso. Es ist leider kein Geniestreich, der auf allen ebenen zu punkten weiß, bietet allerdings alles für einen guten Kinoabend.

Bewertung: Drei von möglichen fünf Sternen.***

Filmkritik von Julius, 05.12.2014