Das Drama „Hamnet“ startet am 15. Januar im Kino. Hier ist unsere Kritik zum Film mit Jessie Buckley.
Wer Chloe Zhaos NOMADLAND kennt, kann erahnen, wie HAMNET ist. Die Geschichten sind sehr unterschiedlich, der naturalistische Stil aber ähnlich, ganz zu schweigen von der bedrückenden Stimmung. Zhaos Werk könnte auch eine Verbeugung von Terrence Malick sein, stringenter in der Erzählweise, in der zweiten Hälfte aber emotionaler, wenn die Traumata des Lebens zuschlagen.
„Hamnet“: Zur Handlung der verlorenen Liebe und der Pest-Tragödie
Im 17. Jahrhundert heiratet Agnes den Lateinlehrer Will, doch der fühlt sich von der Enge des kleinen Orts bald eingepfercht, weswegen sie ihm zuredet, nach London zu gehen. Er könne sie und die Kinder ja bald nachholen, doch dazu kommt es nicht. Immer wieder besucht Will seine Familie, auch dann, als die Beulenpest ein großes Opfer fordert. Agnes muss nicht nur den Schmerz eines Verlustes verarbeiten, sondern auch mit ihrer Einsamkeit zurechtkommen.

„Hamnet“: Eine Kritik – Die schauspielerische Naturgewalt Jessie Buckley
Maggie O’Farrell hat die Romanvorlage und zusammen mit Chloe Zhao auch das Drehbuch geschrieben. Es ist ein schöner Film geworden, aber vor allem einer, der das Elend jener Tage illustriert, der eine andere Zeit auferstehen lässt und den Fokus auf das Leid legt, den das Leben ausmacht – und das damals noch mehr, als heute.
Während Paul Mescal als Shakespeare farblos bleibt, aber auch nicht viel zu tun hat, ist Jessie Buckley überragend. Sie erweist sich einmal mehr als schauspielerische Naturgewalt, ebenso zu filigranem Spiel wie zum Ausbruch totaler Emotion fähig, und dabei immer überzeugend. Eine Darstellung, die ihr vielleicht sogar einen Oscar einbringen könnte. Wie Zhaos Werk mit seiner Konzentration darauf, wie Menschen Leid und Elend verarbeiten, Oscar-Material ist.
Aber wie bei NOMADLAND gibt es ein Problem. Der Film ist gut, das steht gar nicht zur Diskussion, aber er ist elegisch erzählt. Langsam, bedacht, vielleicht auch einen Tick zu gleichmäßig, auf jeden Fall so, dass es zur Geduldsprobe wird. Ja, man kann das Spiel der Hauptdarstellerin, die Bilder und die Atmosphäre des Films bewundern und sich doch zugleich langweilen.
Zhao ist keine Erzählerin, die den Zuschauer involviert. Man fühlt sich immer außen vor, bewundert die Leistung, aber spürt nicht das Entertainment, das jeder Film – egal, welches Thema er behandelt – einfach haben muss. Weil er sonst zur Pflichtübung wird, zum Film, den man feiern soll und muss, aber eigentlich nicht möchte, selbst wenn sich die Kritiken überschlagen.
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