Die Dramödie „Therapie für Wikinger“ startet am 25. Dezember im Kino. Hier ist unsere Kritik zum Film mit Mads Mikkelsen.
Anders Thomas Jensen ist ein Virtuose darin, das Dramatisch-Tragische mit dem Komischen zu verbinden und mit skurrilen Figuren und Situationen zu unterfüttern. Ob ADAMS ÄPFEL oder HELDEN DER WAHRSCHEINLICHKEIT, er ist eine der originellsten Stimmen Dänemarks und arbeitet gerne mit den gleichen Künstlern – hier Mads Mikkelsen und Nikolaj Lie Kaas.

„Therapie für Wikinger“: Zur Handlung des John-Lennon-Wikinger-Bruders
Anker (Nikolaj Lie Kaas) hat 20 Millionen dänischer Kronen geraubt. Bevor er erwischt wird, trägt er seinem geistig nicht ganz auf der Höhe stehendem Bruder Manfred (Mads Mikkelsen) auf, die Tasche mit der Beute nahe dem Haus ihrer Mutter zu vergraben. Als er 15 Jahre später aus dem Gefängnis freikommt, möchte er die Beute holen. Doch das ist leichter gesagt als getan, denn Manfred hält sich mittlerweile für John Lennon und möchte auch nur noch John genannt werden.
Nennt man ihn Manfred, tut er sich etwas an. Und nicht nur das: Beim Haus der Mutter weigert er sich auch, zu sagen, wo er die Tasche vergraben hat. Derweil ist ein alter Kumpan von Anker hinter ihm her und es finden sich weitere Patienten der Psychiatrie ein, die sich für die restlichen Beatles halten …
„Therapie für Wikinger“: Die Kritik – Neurodiversität, Traumata und grotesker Humor
„Du weißt schon, dass deine Familie ziemlich starke psychische Probleme hat?“, wird Manfred gefragt, und bejaht es. Er weiß mehr, als man ihm zutraut, denn Jensen hat seine Geschichte sehr vielschichtig aufgebaut. Mit Blicken in die Vergangenheit, die zeigen, wie es den Brüdern unter ihrem brutalen Vater ergangen ist, aber auch mit Momenten, die aufzeigen, dass es nicht nur Manfred war, dessen Traumata nachwirken. In Jensens Geschichte geht es um Außenseiter, um diejenigen, die außerhalb der Norm stehen, deren Realität eine andere Wahrnehmung ist als die der anderen Leute.
Am Anfang und am Ende des Films steht eine kurze Zeichentricksequenz, die sich mit diesem Dilemma befasst – anhand eines Wikinger-Häuptlings und seines Volks. Denn wenn man die Realitätswahrnehmung des einen nicht ändern kann, dann muss man vielleicht die aller anderen anpassen. Im Grunde geschieht das auch in THERAPIE FÜR WIKINGER, nur dass eben noch weit mehr als das passiert.
Der Film hat einen grotesken Sinn für Humor. Er ist überraschend, und das nicht nur, weil die aus der Psychiatrie entflohenen Männer oft etwas sagen, mit dem man nie im Leben gerechnet hätte. Zugleich ist er, aber das erwartet man bei Jensen, hochgradig originell, wobei er nie den dramatischen Unterbau seiner Geschichte verrät, egal, wie skurril der Rest auch anmuten mag. Das Ensemble ist durch die Bank gut, Mikkelsen als neurodivergenter Mensch liefert jedoch die feinsinnigste und menschlichste Darstellung ab. Kaas ist aber auch exzellent.
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