Filmkritik: „One Battle After Another“ – Eine aktuelle Farce von Paul Thomas Anderson

Unser Urteil: Warum der Genremix mit Leonardo DiCaprio beunruhigend aktuell ist

One Battle after Another Filmszene mit Leonardo DiCaprio (c) warner Bros
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Der Genremix „One Battle After Another“ startet am 25. September in den deutschen Kinos. Hier unsere Kritik zum Film mit Leonardo DiCaprio.

Paul Thomas Andersons neuester Film ist schwer einzuordnen. Er hat Elemente eines Actionfilms, auch eines Krimis, im Grunde ist er jedoch eine Farce. Das wirklich Erstaunliche daran: Er wurde von Januar bis Juni 2024 gedreht. Und jetzt wirkt er aktueller denn je.

„One Battle After Another“: Die Handlung und die absurd-reale Welt

Bob gehörte einst der Widerstandsbewegung French 75 an, die gegen die ihrer Meinung immer faschistischere Regierung aufbegehrt, und das mit Waffengewalt. Seine Frau brachte seine Tochter zur Welt, danach wurde sie gefangen und gelangte als Kronzeugin in Freiheit. Aber Bob und seine Tochter konnten ein neues Leben anfangen. 16 Jahre später ist Bob paranoid, aber aus gutem Grund.

Denn Colonel Lockjaw, der sich um Aufnahme in einen exklusiven Rassisten-Kader bemüht, ist hinter ihm her. Oder besser: Hinter seiner Tochter.

One Battle after Another Filmszene mit Leonardo DiCaprio (c) warner Bros

Unsere Kritik zum schrägen Film von Paul Thomas Anderson

Zu Beginn des Films befreien Bob und seine Leute hunderte Illegale aus einem ICE-Lager. Die Bilder, die Paul Thomas Anderson hier findet, wirken aktueller denn je, nur dass er wohl auch nicht ahnen konnte, dass die Vergangenheit, in der er den Beginn seines Films ansiedelt, noch eine gute Zeit war. Die French 75 würden wohl darüber verzweifeln, wie sich das Land unter dem Trump-Regime verändert hat. Der Film geht darauf natürlich nicht ein, Anderson konnte es ja noch nicht wissen, aber er führt eine White-Supremacy-Gruppe reicher und einflussreicher Männer ein, die im letzten Jahr vielleicht wie eine Karikatur erschienen wären, jetzt jedoch ein Schaudern hervorrufen, wenn man darüber nachdenkt, was gerade in den USA passiert.

Anderson erzählt seine Geschichte unbeirrt, und mit einem schrägen Gefühl für Humor. Leonardo DiCaprio läuft fast den ganzen Film über im Bademantel herum, Benicio del Toro ist ein Sensei und Fluchthelfer und die „Sisters of the Beaver“ helfen Flüchtigen. Dazwischen: Sean Penn in einer oscarwürdigen Rolle. Sein Colonel ist ein Rassist, steht aber auf schwarze Frauen, und er ist bereit, alles zu tun, die weiße Agenda voranzutreiben. Obwohl er oft kaum eine Miene verzieht, ist er eine enorme Präsenz. DiCaprios Figur ist eher grotesk. Sein Bob schreit, kann sich nicht an die Codeworte von ehedem erinnern und erweist sich auf der Flucht als nur bedingt fähig.

Bei einer Laufzeit von 162 Minuten kommt keine Langeweile auf, kein Leerlauf. Anderson hat seine irrwitzige Geschichte immer im Griff, unterstützt von einer atonalen, fast schon nervigen Musik von Johnny Greenwood, die zwar irritierend aufdringlich ist, aber auch für eine Stimmung sorgt, der man sich nicht entziehen kann.

Mehr zum Film in unserer Datenbank: One Battle After Another – Film (2025)

Fazit: Eine unbequeme, aber essenzielle Geschichte
Paul Thomas Anderson hat einen Film abgeliefert, der aktueller ist, als er wohl selbst gedacht hätte. Nur dass der eingebildete Faschismus, gegen denn die French 75 am Anfang kämpfen, in der Zeit, da der Film in die Kinos kommt, real geworden ist.
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