Filmkritik: „Honey Don’t“ – Ein enttäuschender Film Noir von Ethan Coen

Was vom Coen-Brüder-Zauber übrig bleibt – Unsere Meinung zum neuen Detektivfilm

Honey dont Filmszene (c) Universal Pictures
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Der Detektivfilm „Honey Don‘t“ startet am 11. September im Kino. Hier ist unsere Kritik zum Film mit Margaret Qualley.

HONEY DON‘T ist Ethan Coens zweite Solo-Arbeit als Regisseur (die dritte, wenn man seine Dokumentation über Jerry Lee Lewis dazuzählt) und es wirkt, als hätte er nach DRIVE-AWAY DOLLS sein ganzes Pulver verschossen. Angekündigt als eine Art zweiter Teil seiner nur durch lesbische Hauptfiguren verbundenen Trilogie mit starken B-Film-Anleihen, ist dieser im grellen Sonnenlicht stattfindende Film Noir mit Hardboiled-Elementen vor allem eines: Disparat erzählt.

Honey dont Filmszene (c) Universal Pictures

Honey Don’t: Ein wirrer Plot ohne roten Faden

Die Privatdetektivin Honey O’Donahue interessiert sich für eine Frau, die scheinbar bei einem Autounfall starb. Tags zuvor hat diese sie noch angerufen, aber Honey weiß nicht, was sie wollte. Sie ermittelt dennoch, hat eine Affäre mit einer Polizistin und sucht schließlich nach ihrer Nichte, die nachts von der Arbeit nicht nach Hause kam. All derweil hat sie mit einem Polizisten zu tun, der sie bei jeder Gelegenheit anbaggert, und wird auf Reverend Drew aufmerksam, der seine Schäfchen melkt – oder sie zumindest vögelt. Wie all das zusammenpasst? „Das ist dünn. Verdammt dünn“, sagte Danny Glover als Roger Murtaugh einst in LETHAL WEAPON. Aber dünn ist für die Geschichte von HONEY DON‘T gar kein Ausdruck.

Honey dont Filmszene (c) Universal Pictures

Honey Don’t: Unsere Kritik am neuen Film von Ethan Coen

Ethan Coen hat das Skript mit seiner Frau Tricia Cooke geschrieben. Was an DRIVE-AWAY DOLLS frisch, frech und originell war, ist hier nur noch ausgelutscht. Vermutlich wollte Coen einen modernen Film Noir machen, aber dafür sind die Figuren zu unterentwickelt. Honey ist gut darin, lakonisch durchs Leben zu gehen und zu ermitteln, eine Entwicklung in irgendeiner Form macht sie aber nicht durch. Die Geschichte um den Reverend wartet mit ein paar amüsanten Szenen auf, sie findet aber nie zur Haupthandlung, die schon kaum der Rede wert ist. Es wirkt, als hätten Coen und Cooke ihr Skript soweit eingedampft, dass die verbindenden Elemente, die eine derart holprige Geschichte zusammenfassen, rausfielen.

Das gilt dann auch für die Auflösung, und zwar die eines Mordes, den man die meiste Zeit nicht als solchen sieht. Aber nachdem der Film die längste Zeit recht langsam erzählt wurde, kommt plötzlich ein knallhartes Finale, bei dem wiederum die Schauspielerin der Antagonistin das kurze Stöckchen zieht. Denn eine Motivation, die über „sie ist verrückt“ hinausgeht, gibt es nicht.

Der ohnehin kurze Film wird mit reichlich unnötigen Szenen aufgeplustert. Zwei drehen sich um Honeys Vater und führen … nirgendwohin. Was für diesen Film symptomatisch ist. Es bleibt ständig unklar, was Lera Abovas Figur will oder warum sie tut, was sie tut. Selbst am Ende, als Coen Honey auf sie treffen lässt, bleibt alles offen.

FAZIT
Ein paar Pluspunkte gibt es aber schon. Die desolate Stimmung von Bakersfield wird hier sehr gelungen eingefangen, die Schauspieler sind gut und die Dialoge zumeist nicht nur geschliffen, sondern auch pointiert. Es gibt Szenen, die sind im Grunde viel zu gut für diesen Film. Sie haben echtes Coen-Flair, während der Rest trotz extrem ökonomischer Laufzeit von 90 Minuten (inklusive ausuferndem Vorspann und Nachspann) höchstens ein fahles Abbild dessen ist, was man von den Coens erwartete, als die Brüder noch gemeinsam Filme machten.
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