Die Crime-Miniserie „John Sugar“ läuft seit dem 5. April bei Apple TV+. Hier ist unsere Kritik zur Serie mit Colin Farrell.
Mark Protosevich („The Cell“) hat die Serie um John Sugar, den Privatdetektiv, der diskret vermisste Menschen aufspürt, entwickelt. Es ist eine klassisch anmutende Detektiv-Serie mit einer Hauptfigur, die ein totaler Filmfan ist – weswegen kurze Ausschnitte alter Filme immer wieder aufblitzen, wenn sie zur Situation passen.
Bild: Bodkin (c) Netflixs
John Sugar – Zur Handlung der Serie
John Sugar ist ein Privatdetektiv. Sein jüngster Fall hatte ihn nach Japan gebracht, nun kehrt er nach Los Angeles zurück. Der berühmte Filmproduzent Jonathan Siegel hat ihn angeheuert. Sugar soll seine verschwundene Enkelin Olivia finden. Einen Fall, den er gerne übernimmt. Nicht nur, weil ihn Olivia an seine Schwester erinnert, sondern auch, weil er die Filme von Siegel liebt.
Während er mit einem körperlichen Leiden zu kämpfen hat, beginnt Sugar mit der Suche und gerät inmitten einer Geschichte, die weit größer ist, als es zuvor den Anschein hatte.
John Sugar – Eine Kritik
Die Serie beginnt in Schwarzweiß. Der gesamte Anfang in Japan ist so gehalten. Ein klassisches Film-Noir-Feeling wird heraufbeschworen, kombiniert mit den Manierismen des Privatdetektiv-Genres. John Sugar ist ein harter Hund. Er hasst es, Menschen wehzutun. Er tut es aber, wenn es nötig ist. Und doch ist er weit komplexer. Ein Mann, der die Welt besser verlassen will, als er sie vorgefunden hat, der jedem mit Respekt begegnet.
Schon in der ersten Folge gibt es eine bezeichnende Szene, als er einen Obdachlosen dafür bezahlt, auf sein Auto aufzupassen. Aber er bezahlt nicht nur, er versucht, dem Mann eine neue Chance auf ein besseres Leben zu geben. Und: Er fragt nach seinem Namen, er sieht ihn. Mehr als diese Szene braucht es nicht, um zu verstehen, was für ein Mensch John Sugar ist.
Colin Farrell ist großartig – wie so oft. Eine Rolle, die geradezu auf ihn gewartet hat, eingebettet in eine Geschichte über Hollywood. Sugar ist ein Filmfan. Er liebt die Klassiker. Immer wieder gibt es Momente mit Humphrey Bogart oder Glenn Ford, die in die Handlung integriert werden. Etwa dann, wenn seine Disponentin Sugar die Waffe gibt, die Glenn Ford in „Heißes Eisen“ (1953) benutzt hat. Die Art, wie diese klassischen Filmmomente eingebaut werden, erinnern an die weitestgehend vergessene Serie „Dream On“ aus den 90er Jahren.
Stilistisch ist „John Sugar“ eine Serie, die dem Film längst vergangener Zeiten frönt. Das Bildformat wechselt bisweilen, die Inszenierung erinnert an Filme der 60er Jahre, die Kamerapositionen wiederum sind häufig moderner, der Cinema Verité verpflichtet, mit ungewöhnlichen Perspektiven, aber extrem nah an den Figuren.