Ryan Coogler nutzt für seinen neuen Film BLOOD & SINNERS (im Original nur SINNERS) das Ultrabreitwandformat von 2,76:1. Kameramann Autumn Durald Arkapaw fängt damit in die Tiefe gehende, enorm stimmungsvolle Bilder ein, die zusammen mit Ludwig Göransons eindringlicher Musik alle Sinne ansprechen. Was Coogler als Autor und Regisseur hier abgeliefert hat, ist ein Meisterwerk. Wenn man ihm etwas ankreiden will, dann höchstens, das er vielleicht zu viel in seine Geschichte hineingesteckt hat.

Blood & Sinners – Zur Handlung
Im Jahr 1932 kaufen die Smokestack-Brüder eine alte Mühle und wandeln sie zu einem Juke Club um, dessen Eröffnung nach am selben Abend stattfindet. Alles ist vorbereitet, die Gäste kommen, Freunde helfen, der Abend wird ein voller Erfolg. Bis plötzlich drei Weiße vor der Tür stehen und um Einlass bitten. Sie wollen mitfeiern, musizieren, Geld da lassen. Aber die Smokestack-Brüder sind misstrauisch. Sie verwehren ihnen den Eintritt.
Die Nacht des Grauens hat aber gerade erst begonnen …

Blood & Sinners – Eine Kritik
Wüsste man nicht, dass Coogler einen Horrorfilm abgeliefert hat, man würde es in der ersten Stunde nicht merken. In der konzentriert er sich auf die von Michael B. Jordan gespielten Brüder (technisch brillant: sie reichen sich in einer Szene sogar die Zigarette hin und her), die nach und nach die Musiker, die Köche, kurz jeden, den sie für die Eröffnung ihres Etablissements brauchen, rekrutieren. Der Horror kommt erst danach, mit einer eigentümlichen Szene, in der ein Vampir von Indianern gejagt wird.
Cooglers Film ist reich an eigenwilligen Szenen. Er nutzt den Blues als transzendentes Mittel. In einer Szene prallen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft musikalisch aufeinander. Das reißt den Film den realistischen Boden unter den Füßen davon, aber die Sequenz schenkt ihm dafür etwas anderes: das Gefühl absoluter erzählerischer Freiheit. Die hat Coogler, der mit FRUITVALE STATION einen Indie-Hit und mit den BLACK PANTHER-Filmen Blockbuster-Erfolge hatte, erarbeitet. Er kann tun, was er will, und das nutzt er in einer Geschichte, die, wie er sagt, auch von FROM DUSK TILL DAWN inspiriert ist.
Er nutzt die Vampire hier aber auch metaphorisch. Sie verstehen sich als eine Familie, aber sind sie das, oder ist es nicht eher ein Kult, dem sie alle angehören? Was sie jedoch versprechen, ist das, was die Smokestack-Brüder schon immer suchten, aber nirgendwo fanden: Freiheit. Weiß und Schwarz lebt bei den Vampiren gleichberechtigt nebeneinander, die kulturellen Einflüsse sind wahrlich fließend, wie eine Irish-Dance-Sequenz mit dem Volkslied „The Rocky Road to Dublin“ sehr schön illustriert.
BLOOD & SINNERS ist so gut, dass man sich in der ersten Filmhälfte wünscht, er würde nicht das Genre wechseln. Aber indem er es tut, wird er noch besser, weil er den Rassismus des amerikanischen Südens, der aber im Grunde nirgendwo sonst nennenswert besser ist, auf eine Art in den Fokus rückt, wie es eine gänzlich realistische Geschichte gar nicht könnte.
Der Film spricht Herz und Seele an, und das auf eine profunde, tiefgreifende Art und Weise, weil es um universelle Wünsche, Träume und Wahrheiten geht, verpackt in eine Geschichte, die mit Bildern aufwartet, die man nicht so schnell vergisst.
Mehr Informationen zum Film Blood & Sinners findet ihr hier
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