Mit "Shaun of the Dead" ist dem ungen britischen Regisseur Edgar Wright und seinem Co-Autor, Shaun-Darsteller Simon Pegg, ist das fast Unmögliche geglückt: Echten Zombie-Thrill verbinden sie mit einer liebenswerten romantischen Komödie. Mit coolem, schwarzen Brit-Humor spießen sie Genre-Klischees auf.
Shauns Leben verläuft in eingefahrenen Gleisen. Er ist jetzt 29 Jahre alt und hat bereits den Leerlauf eingelegt. In die Gefahr, sein Potential jemals voll auszuschöpfen, kommt er nicht. Shaun teilt sich ein kleines Haus mit Ed, seinem Kumpel aus Grundschultagen, und mit Pete, einem Bekannten aus College-Zeiten. Pete und Ed können einander nicht riechen. Das mag daran liegen, dass Ed sein Leben als fauler Kleindealer fristet, der sich nicht einmal die Mühe gibt, seine Spur aus Müll wegzuräumen, und Pete ein leicht nervender Geschäftsmann, dessen Geschäfte kaum laufen. Die liebenswerten Seiten Petes, die ihn und Shaun einst zusammenbrachten, sind heute an ihm kaum noch zu entdecken. Kurz gesagt: Zuhause führt Shaun kein glückliches Leben.
Dann ist da noch Liz. Sie ist 29 wie Shaun und seine Freundin. Attraktiv, lebensfroh und intelligent, ist sie eine Frau, die verständlicherweise allmählich beginnt, an ihre Zukunft zu denken. Zukunft allerdings ist ein Begriff, den Shaun entschlossen zu ignorieren versucht. Liz ist durch den Zeitaufwand, den Shaun seinem Kumpel Ed widmet zunehmend irritiert. Die knappe Zeit, die ihr mit Shaun gemeinsam verbleibt, verbringt man normalerweise in der Kneipe "The Winchester". Und Ed ist immer dabei. Weil sie diese Dreier-Situation leid ist, hat Liz es sich angewöhnt, David und Di mitzubringen. David ist ein kleinkrämerischer Besserwisser, und Di träumt realitätsfern von einer Karriere als Schauspielerin. Kurz gesagt: Liz ist frustriert, und Shaun steckt seinen Kopf in den Sand. Logischerweise führen sie kein glückliches Liebesleben.
Und dann gibt es auch noch Shauns Mutter Barbara. Sie ist die typische liebenswürdige, besorgte und fürsorgliche Mutter, die von Shaun angebetet wird. Allerdings heiratete Barbara unglücklicherweise vor 12 Jahren Philip, einen hohlköpfigen, herrischen Mann, der Shauns Stiefvater wurde und ihn ständig herum kommandieren möchte. Das trieb einen seltsamen Keil zwischen die Mutter und ihren Jungen. Shaun führt daher auch kein glückliches Familienleben.
Es ist Freitagabend. Shaun sitzt mit Liz und Ed und David und Di in der Kneipe und möchte mit seiner geduldigen Freundin ein Gespräch über ihre Beziehung führen. Am Ende des Gesprächs steht die Versicherung, dass Shaun sein Leben zum Positiven wenden wird. Um einen Anfang zu machen, wird er Liz am nächsten Abend in ein renommiertes Fischrestaurant ausführen. Er wird sie zur Feier des dritten Jahrestags ihrer Beziehung einladen - eine Feier, die längst überfällig war. Er muss jetzt nur noch einen Tisch reservieren lassen.
Aber der nächste Tag, der Samstag, wird ein seltsamer Tag: Alles ist irgendwie ausgesprochen merkwürdig. Selbstmorde in der U-Bahn sorgen für Verspätungen im Fahrplan. Auf der Straße fallen Menschen in Ohnmacht. Im Fernsehen laufen nur noch Nachrichtenbilder von unerklärlichen Unfällen. Und hat der Obdachlose auf der anderen Straßenseite nicht gerade versucht, eine Taube lebendig zu verschlingen?
Als Shaun nach einem langen anstrengenden und verwirrenden Tag nach Hause kommt, hat er vergessen, den Tisch im Fischrestaurant zu buchen. Sein Ausweichvorschlag, den Jahrestag im Stammlokal "The Winchester" zu verbringen, ist für Liz der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Trotz leidenschaftlicher Proteste von Shauns Seite, beschließt Liz, ihre Beziehung zu Shaun zu beenden.
So endet der Samstag für Shaun einmal mehr in der Stammkneipe. Betrunken und voller Selbstmitleid sitzt er da im Schummerlicht. Nach einem Streit mit Pete ziehen die Ereignisse des Tages wie dunkle Wolken durch Shauns Kopf. Morgen soll alles anders werden. Er wird sich ändern. Er wird die Angelegenheit mit seiner Freundin, die sich von ihm abgewendet hat, wieder in Ordnung bringen. Er wird auch endlich wieder seiner Mutter einen Besuch abstatten. Alles wird wieder gut werden.
Unseligerweise haben sich in London genau jetzt die Untoten erhoben. Die Merkwürdigkeiten des Vortages haben sich über Nacht zu einer weltuntergangsartigen Zombieplage ausgeweitet. Nach dem ersten verständlichen Schock ist Shaun entschlossen, Zombies hin oder her, sich an seine neuen Vorsätze zu halten. Er macht sich auf den Weg, um seine Freundin und seine Mutter zu retten, und sie dann an den sichersten Ort zu bringen, den er sich vorstellen kann: "The Winchester".
Natürlich läuft nicht alles genau nach Plan, als Shaun, natürlich gemeinsam mit Ed, aufbricht. Zu den beiden stoßen noch David und Di, dann Philip mit Barbara und natürlich Liz. Ihre Expedition zum „Winchester“ verläuft alles andere als ereignislos. Endlich in der Kneipe, werden die Nerven dünn, und eine lang schwelende Fehde zwischen David und Shaun bricht offen aus. Mit Billardqueues, Barhockern und der dem Pub den Namen gebenden alten Winchester kämpft die kleine Gruppe um ihr Leben, wobei sie von den herandrängenden Horden der Untoten langsam aber sicher dezimiert wird. Die Zombies versuchen verzweifelt, in das Lokal einzudringen, um die letzten Überlebenden genüsslich zu verspeisen ...
Die Idee
1999 strahlte der britische Sender Channel Four die erste Staffel von "Spaced" aus, einer brillanten Sitcom über Slacker in ihren Zwanzigern. Die Serie wurde von der Kritik gefeiert, gewann stapelweise Auszeichnungen und kreierte einen internationalen Kult. Der Regisseur der Serie hieß Edgar Wright; der Co-Autor und Hauptdarsteller war Simon Pegg; die Produzentin hieß Nira Park.
Eine der frühen Episoden zeigte die von Simon Pegg gespielte Figur gefangen in dem Video-Spiel "Resident Evil 2", in dem er sich einer Übermacht von Zombies erwehren musste. An dieser Episode hatten Simon und Edgar so viel Spaß - beide waren ohnehin bereits Fans des Zombie-Genre – dass sie sich vornahmen, einen abendfüllenden Zombie-Spielfilm daraus zu machen. Sie begannen gleich damit, Ideen zu entwickeln, aus denen später einmal SHAUN OF THE DEAD entstehen sollte.
Simon erklärt das so: "Wir wollten eine Zombie-Komödie entwickeln, in der die Charaktere und Dialoge komisch sein sollten, aber der wahre Horror-Effekt gewahrt bleiben sollte. In bestimmten Momenten sollte der Film unbedingt gruselig sein, wirklich zum Erschrecken".
2001 trug man die Grundidee bei Film Four vor. Man stieß auf Gegenliebe, und das Drehbuch wurde in Auftrag gegeben. Als diese Produktionsfirma im Sommer 2002 in Konkurs ging, suchte die Produzentin Nira schnell nach einer neuen Finanzierung und fand im Januar 2003 in der Firma Working Title einen neuen Finanz- und Produktionspartner. Zehn Wochen später begann die Vor-Produktionsphase von SHAUN OF THE DEAD.
Die Charaktere
Edgar, Simon und Nira hatten sehr genaue Vorstellungen darüber, wer welchen Charakter spielen sollte. Und für jede Rolle fanden sie ihre Idealbesetzung. Simon erzählt: "Edgar und ich schreiben stets aus einer sehr wahrhaftigen Perspektive heraus. Wir versuchen immer, uns an die Realität zu halten, denn nur so entsteht letztlich eine überzeugende Geschichte oder Figur". Um die Wahrhaftigkeit der Darstellung noch zu verstärken, erlaubten Edgar und Simon den Schauspielern, die Charaktere mit zu entwickeln und soviel von sich selbst in die Rolle mit hinein zu nehmen, wie sie als angemessen empfanden.
Simon Pegg spielt Shaun – einen 29jährigen, der zeitweise den Manager in einem Elektrofachgeschäft im Norden Londons vertritt. Simon sagt: "Shauns Reise im Film handelt vom Erwachsenwerden und vom Übernehmen von Verantwortung. Alles Mögliche hätte ihn motivieren können, sein Leben zu verändern – ein Verkehrsstau, ein Hagelsturm, ein Brand. Nun ist es eben eine Invasion von Zombies."
Kate Ashfield spielt Liz – Shauns Freundin, von Beruf Lehrerin. Kate glaubt: "Liz liebt Shaun, aber sie möchte, dass die Dinge sich weiterentwickeln. Die beiden gehen immer nur ins "Winchester", und sie verbringen alle Zeit mit Ed. Sie möchte andere Dinge ausprobieren, andere Orte besuchen, intensiver leben. Deswegen trennt sie sich von ihm – nicht, weil sie ihn nicht lieben würde."
Nick Frost verkörpert Ed – der ist Shauns bester Kumpel, ist faul, arbeitslos und lebt mit Shaun zusammen. Nick sagt dazu: "Ed ist Shauns treuester Freund. Vor Jahren hat er einmal bei Shaun vorbeigeschaut und ist dann einfach nicht mehr gegangen. Die beiden haben ein seltsames Verhältnis. Shaun braucht Ed nicht wirklich, aber er mag ihn. Ed hört zu, wenn Shaun etwas zu erzählen hat. Shaun kann machen, was er will, sagen, was er will, und Ed findet das okay. Er urteilt nicht über Shaun."
Dylan Moran spielt David – Diannes Freund weiß auf alles eine Antwort – und liebt in Wirklichkeit Liz. Dylan meint:" David ist nicht sehr glücklich über das, was er darstellt und das, was er macht. Er ist nicht sehr selbstsicher. Er ist eher unsicher, immer aufgeregt. Immer dieses Gefühl, dass, wenn man über den Gartenzaun schaut, es allen anderen besser geht, als einem selbst. Und dass man selbst von allem ausgeschlossen ist."
Lucy Davis ist Dianne, genannt Di – Davids Freundin und von Beruf Schauspiellehrerin. Lucy glaubt: "Dianne ist schon ein wenig merkwürdig, aber sie hat ein gutes Herz und will nur das Beste für alle. Sie möchte ständig anderen helfen. Sie hat auch den Einfall, dass sie alle nur dann dem Tod entgehen werden, wenn sie vortäuschen, selbst Zombies zu sein. Sie genießt diesen Teil des Tages außerordentlich, denn endlich einmal kann sie von Nutzen sein."
Zu den Hauptdarstellern zählen noch Penelope Wilton als Barbara, Shauns Mutter, der Shaun sehr nahe steht, obwohl die Verständigung zwischen den beiden nie reibungslos funktioniert. Ferner Bill Nighy als Shauns Stiefvater Philip, der in Shauns Augen (aber auch nur in seinen) ein wahres Monster ist. Dann noch Peter Serafincowicz als Shauns seit langem leidender WG-Genosse, und Jessica Stevenson, die bei "Spaced" Simons Co-Autorin und Co-Star war: Sie spielt Yvonne, eine alte Bekannte, die Shaun über den Weg läuft, als man zum Winchester-Pub unterwegs ist.
Die Zombies
Die Zombies in SHAUN OF THE DEAD sind exakt nach dem Modell der Zombies in George Romeros bahnbrechender Trilogie – NIGHT OF THE LIVING DEAD (Die Nacht der lebenden Toten, 1968), DAWN OF THE DEAD (Zombie, 1978) und DAY OF THE DEAD (Zombie 2 – Das letzte Kapitel, 1985) – entworfen. Von dieser Trilogie haben sich Edgar und Simon inspirieren lassen. Die Zombies sind langsam, unbeholfen und vermehren sich unaufhaltsam. Und während ihre Zahl wächst, wird es immer schwieriger, ihnen aus dem Weg zu gehen. Man kann sie nur töten, wenn man ihr Gehirn zerstört.
Um die Zombies zu besetzen, gab es in London öffentliche Vorsprechtermine. Auf der "Spaced"-Website erschien eine Einladung an Zombie-Aspiranten, zu diesen Terminen zu erscheinen. Die Filmemacher sahen zusätzlich Profi-Kleindarsteller und Zirkusartisten. Am Ende waren ungefähr 70 Prozent der 800 Zombie-Rollen im Film mit "Spaced"-Fans besetzt.
Die Choreografin Litza Bixler arbeitete mit den Zombie-Darstellern, damit ihre Körperbewegungen dem entsprachen, was sich Edgar vorgestellt hatte. Die Kostümdesignerin Annie Hardinge kleidete sie in Schattierungen von Grau und Blau. Am Drehort steigerten sich die Zombie-Darsteller dann in ihre Rollen richtig hinein. Während des Drehens waren mehrere Male die Dialoge der Schauspieler nur mit Mühe zu verstehen, weil das Stöhnen und Ächzen der „Zombies" alles übertönte.